Martin lag insgesamt 6 Wochen im Koma, 4 davon in München Schwabing.

Jeden Tag fuhr ich, nachdem ich unsere Kinder zur Schule gebracht hatte über 1 Stunde nach München um dann Vormittags von 10-11 Uhr und Nachmittags 13-14 Uhr am Intensivbett meines Mannes zu sitzen. Ich erzählte ihm Geschichten aus unserem Leben und alles was sich so ereignete.

Die erste Diagnose der Ärzte waren niederschmetternd. Er hatte bei dem Unfall ein offenes Schädel-Hirn-Trauma III Grades erlitten, maximale Schwere des Krankheitsbildes. Sollte er überleben, so würde mein Mann ein Pflegefall der höchsten Kategorie bleiben.
Nicht mehr als ein sabberndes Etwas.

Es gab immer wieder Komplikationen, mehrere kleine Schlaganfälle, eine Lungenentzündung, Wasseransammlung im Gehirn etc… mehrmals passierte es, das ein oder mehrere Alarme losgingen und ich sofort die Intensivstation verlassen musste. Dann stand ich vor dem Krankenhaus und wartete darauf, wieder zu ihm zu dürfen.

Einmal musste ich mich auf den Heimweg machen und wusste während der ganzen Fahrt nicht ob mein Mann überhaupt noch lebte.

Da ich vom Amtsgericht die Betreuung für Martin hatte, musste ich auch mehreren Operationen zustimmen. Es ist teilweise ja schon schwer für sich selber Entscheidungen zu treffen, wenn dann aber das Leben eines geliebten Menschen, von dieser Entscheidung abhängt, liegen die Nerven blank. Die Ärzte erklärten mir jedes mal bis ins kleinste Detail was gemacht werden sollte und warum, trotzdem lagen diese Entscheidungen schwer auf meinem Herzen und ich konnte in den Nächten vor den Operationen entweder noch schlechter als sonst oder überhaupt nicht schlafen.

Nach 4 Wochen Koma hat sein Arzt eine Überraschung für mich. Martin reagierte auf Ansprache. Wenn man ihn darum bat, konnte er mit dem großen Zeh seines rechten Beines wackeln.
Eine Sensation für mich!
Ich fragte Martin die ganze Zeit, ob er mal mit seinem Zeh wackeln könnte und freute mich wie ein kleines Kind wenn er es dann auch tat.
Aufgrund dieser Reaktion und da sich der Gesundheitszustand meines Mannes, obwohl noch immer kritisch, besserte sollte er in Früh-Reha nach Bogenhausen verlegt werden.

Damit war ich absolut nicht einverstanden. Ich wollte das er in die neurologische Klinik nach Bad Aibling verlegt wurde. Aus der ganzen Welt kamen Patienten in diese Klinik und ich kämpfte wie eine Löwin darum, das auch Martin dorthin verlegt wurde.
Abgesehen davon, war ich nur wenige Kilometer entfernt geboren worden und meine Familie lebte dort. Ich spielte bereits mit dem Gedanken zurückzuziehen.

Am 04.12.2009 war es dann soweit, Martin wurde zur Früh-Reha nach Bad Aibling verlegt.

Das war der bisher erste Tag an dem ich ihn nicht besuchte.

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